2. Digitale These

Gehen Sie immer davon aus, dass am Ende der digitalen Leitung ein Mensch sitzt!

 

Wenn wir uns unterhalten, dann sehen wir uns in die Augen, sitzen oder stehen uns gegenüber und merken die kleinen Gefühlsregungen unseres Gegenübers. Wir sind in einer menschlich-visuell-haptischen Kommunikation, die wir mit allen Sinnen wahrnehmen.

In der digitalen Welt ist dem nicht so. Wir sehen unseren Gesprächspartner nicht. Die Kommunikation besteht nur aus schwarzen Buchstaben, die Wörter und Sätze ergeben und die der andere lesen kann. Welche haptischen Gefühlsregungen er beim Lesen hat, wissen wir einfach nicht. Wir können es noch nicht einmal erahnen, da wir auch nicht wissen, wie er gerade drauf ist. Würden wir ihn sehen, dann hätten wir diese Möglichkeit. Jedoch besteht die digitale Kommunikation noch zum größten Teil aus nonverbaler Kommunikation.

Daraus folgend, dass wir beim Schreiben einen Monitor, einen Bildschirm oder einen Screen vor uns sehen, auf dem mit unseren Fingern über die Tastatur huschend Wörter entstehen lassen, fehlt der Mensch in unserer Umgebung, an den wir diese Zeilen richten. Wir schreiben in eine Glasfläche hinein. Das ist kein Mensch und da sind auch keine verbalen emotionalen oder vergleichbaren Reaktionen auf unsere geschriebenen Worte. Der Text ist gesichtslos. Wie sollen wir darauf reagieren?

Ich habe mir angewöhnt, wenn ich Texte schreibe, dass ich vorher kurz das Foto des Empfängers, der Empfängerin ansehe, um mir sie mir bildlich vorzustellen. Dann schreibe ich an dieses Bild in meinem Kopf. Es ist nur ein Ersatz, das ist mir schon klar, jedoch fällt es mir mit diesem Bild leichter gewisse Formulierungen zu verfassen, die ich ansonsten völlig anders geschrieben hätte.

Ich sehe den Menschen hinter der digitalen Leitung, die ich gleich öffnen werde, um mit ihm zu kommunizieren.

 

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